• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Ich habe wahrscheinlich eine Essstörung, möchte aber nichts ändern

H
Benutzer210068  (24) Ist noch neu hier
  • #1
Hi. Danke fürs Lesen und ein kurzer Disclaimer: dass mein Thema nicht direkt in ein Forum zum Thema Liebe/Sexualität passt, ist mir bewusst. Leider finde ich aber keine andere Plattform. Ich bin hier schon seit längerem stiller Mitleser und habe mich gerade eigentlich aufgrund einer anderen Fragestellung hier registriert, bin aber jetzt kurzfristig zu dem Schluss gekommen, dass diese Frage/Thematik gerade relevanter ist.

Ich könnte einen sehr langen Text mit meiner gesamten Lebensgeschichte schreiben, aber das würde wahrscheinlich niemand lesen wollen. Daher die Kurzfassung: vor ungefähr zwei Jahren ist mir klar geworden bzw. habe ich mir eingestanden, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Essstörung habe.
Seitdem lebe ich mit der Dissonanz in meinem Gehirn, mir dessen zwar bewusst zu sein, aber keine Motivation zu haben, etwas dagegen zu unternehmen.
Die Essstörung ist der Aspekts meines Lebens, der mir Sicherheit, Halt und eine Orientierung gibt. Es fällt mir schwer, die Essstörung als Krankheit anzusehen, wenn sie in meinen Augen das ist, was mich gesund hält. Und dann wiederum denke ich, kann es keine richtige Essstörung sein, da es unrealistisch ist, zehn Jahre lang mit einer Essstörung zu leben, ohne gesundheitliche Folgen zu erleben.

Ich drehe mich im Kreis, denn wenn ich es realistisch betrachte, denke ich, dass ich professionelle Hilfe benötige. Gleichzeitig aber denke, dass mir niemand helfen kann, wenn ich im Grunde nichts ändern möchte. Und monate- bis jahrelang auf einen Therapieplatz zu warten und diesen dann einer Person wegzunehmen, die wirklich Hilfe möchte und bereit ist, an sich zu arbeiten, kommt mir auch ungerecht vor.

Wie bringt man sich selbst dazu, etwas ändern zu wollen?
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #2
Bringt deine Essstörung (starke) körperliche Probleme mit sich, oder ist sie erstmal "nur" psychisch?
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #3
Ein junger Körper steckt viel weg. Aber auf Dauer macht sich sowas eben doch bemerkbar, und vielleicht wärest du in 10 Jahren froh, wenn du früher pfleglich mit deinem Körper umgegangen wärest.

Inwiefern dir die Essstörung Halt und Stabilität gibt, verstehe ich zwar nicht. Aber ich glaube auf einer abstrakten Ebene kann ich es nachvollziehen, dass das Rituale und Gewohnheiten sind die dich irgendwie stützen. Und wenn du sie einfach wegreißen würdest, dann fällst du in ein Loch. Irgendwas kompensierst du ja damit, das dann nicht mehr kompensiert werden würde.

Gesundheitlich schädlich ist es aber natürlich trotzdem. Ich würde dir zu einer Therapie raten. Das Ziel muss ja gar nicht unbedingt sein, direkt die Essstörung wegzukriegen. Sondern an dem zu arbeiten, was die Essstörung offenbar "nötig" gemacht hat, und sie auf lange Sicht durch gesündere Ausgleichsmechanismen zu ersetzen.
 
H
Benutzer210068  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #4
Bringt deine Essstörung (starke) körperliche Probleme mit sich, oder ist sie erstmal "nur" psychisch?
Ich habe regelmäßig Kreislaufprobleme, ansonsten aber nichts dramatisches.
Ein junger Körper steckt viel weg. Aber auf Dauer macht sich sowas eben doch bemerkbar, und vielleicht wärest du in 10 Jahren froh, wenn du früher pfleglich mit deinem Körper umgegangen wärest.

Inwiefern dir die Essstörung Halt und Stabilität gibt, verstehe ich zwar nicht. Aber ich glaube auf einer abstrakten Ebene kann ich es nachvollziehen, dass das Rituale und Gewohnheiten sind die dich irgendwie stützen. Und wenn du sie einfach wegreißen würdest, dann fällst du in ein Loch. Irgendwas kompensierst du ja damit, das dann nicht mehr kompensiert werden würde.

Gesundheitlich schädlich ist es aber natürlich trotzdem. Ich würde dir zu einer Therapie raten. Das Ziel muss ja gar nicht unbedingt sein, direkt die Essstörung wegzukriegen. Sondern an dem zu arbeiten, was die Essstörung offenbar "nötig" gemacht hat, und sie auf lange Sicht durch gesündere Ausgleichsmechanismen zu ersetzen.
Wenn es mir körperlich schlechter ginge, wäre ich wahrscheinlich eher bereit, dagegen anzugehen. So bringt es mich immer wieder dazu, zu denken, dass es so dramatisch nicht sein kann, weil es mir sonst schlechter gehen würde. Jetzt gerade im Moment spreche ich offen von einer "Essstörung", in zwei Tagen sehe ich das wahrscheinlich wieder anders und dann wird es mir dumm vorkommen, dieses Wort überhaupt in den Mund genommen zu haben.
Ich habe vor zwei/drei Jahren eine Verhaltenstherapie gemacht. Leider war diese nicht erfolgreich.
 
J
Benutzer186595  Öfter im Forum
  • #5
Viele seelische Probleme sind oder waren ursprünglich die Lösung eines Problems. Was du beschreibst, ist ja nur, dass du im Moment noch keine bessere Lösung für das dahinterliegende Problem gefunden hast, vielleicht ist es dir auch noch nicht vollständig bewusst. Solange das so ist, hast du wenig Motivation, etwas am dem Symptom zu verändern, und das wäre in der Tat auch kaum erfolgversprechend.
Die Essstörung ist also zur Zeit deine Ressource und die bestmögliche Lösung. Aber auch wenn du die Folgen noch nicht merkst, heißt das ja nicht, dass sie dich nicht doch noch irgendwann einholen. Und dass du damit nicht ganz glücklich bist, zeigt ja die Tatsache, dass du über diese Frage nachdenkst.
Wenn du einen neuen Weg finden willst, lohnt es sich wahrscheinlich, darüber nachzudenken, welche Bedürfnisse du dir mit der Essstörung erfüllst, und wofür diese bisher eine gute Lösung war. Und welche Alternativen es geben könnte, für dich zu sorgen. Das kann eine spannende Reise werden. Alles gute dafür!
 
ugga
Benutzer172492  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #6
Hallo erstmal und schön, dass du dich uns hier öffnest und mitteilst. Das ist ein erster wichtiger Schritt.

Ich verstehe jetzt nicht ganz, wie genau deine Essstörung aussieht (vielleicht hast du das selbst auch noch nicht klar für dich). Bei einer Mangelernährung durch zu wenig oder zu einseitiges Essen wird allerdings gern mal das Herz und die Knochen angegriffen. Auch wird das Immunsystem eingeschränkt funktionieren.
Wenn du jetzt schon regelmäßig Kreislaufprobleme hast, lebst du ja auch schon ein eingeschränktes Leben, dir fehlt Kraft und Energie. Es ist dir vielleicht nur zur Gewohnheit geworden.

Ein klassisches Symptom einer Essstörung ist leider auch, dass man sie nicht wahrhaben will. Von daher passt deine Beschreibung ganz gut dazu. Du wirst also nicht die erste Person sein, deren Motivation für die Therapie schwankt, und damit auch nicht jemandem Hilfe wegnehmen.
Besser wäre es sogar, du kümmerst dich eher früher als später, denn je mehr Kraft du für die Therapie hast, desto besser.

Vielleicht kannst du dir dann auch neue Routinen und Kontrollmechanismen aneignen, die dir weniger schaden, aber dir halt geben. Und mittelfristig brauchst du dann hoffentlich weniger Kontrolle allgemein, weil du dich sicherer fühlst.
 
H
Benutzer210068  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #7
Viele seelische Probleme sind oder waren ursprünglich die Lösung eines Problems. Was du beschreibst, ist ja nur, dass du im Moment noch keine bessere Lösung für das dahinterliegende Problem gefunden hast, vielleicht ist es dir auch noch nicht vollständig bewusst. Solange das so ist, hast du wenig Motivation, etwas am dem Symptom zu verändern, und das wäre in der Tat auch kaum erfolgversprechend.
Die Essstörung ist also zur Zeit deine Ressource und die bestmögliche Lösung. Aber auch wenn du die Folgen noch nicht merkst, heißt das ja nicht, dass sie dich nicht doch noch irgendwann einholen. Und dass du damit nicht ganz glücklich bist, zeigt ja die Tatsache, dass du über diese Frage nachdenkst.
Wenn du einen neuen Weg finden willst, lohnt es sich wahrscheinlich, darüber nachzudenken, welche Bedürfnisse du dir mit der Essstörung erfüllst, und wofür diese bisher eine gute Lösung war. Und welche Alternativen es geben könnte, für dich zu sorgen. Das kann eine spannende Reise werden. Alles gute dafür!
Ich habe viel darüber nachgedacht, woher diese Problematik bei mir kommt. Für mich war es zu Beginn eine Möglichkeit, zumindest in einem Aspekt meines Lebens die Kontrolle zu bewahren, wenn ich mich ansonsten hiflos und ausgeliefert gefühlt habe. Meine Eltern haben sich einen Scheiß für mich interessiert. Mein Vater hat das tägliche Abendessen gerne dazu genutzt, mir zu erklären, was ihm an mir alles nicht passt. Ich war ihm zu faul, zu naiv, zu verweichlicht, zu "tuntig", zu unsicher, zu wenig selbstbewusst. Er wollte wahrscheinlich einen selbstbewussten Sohn, der seine politischen Ansichten teilt (AFD) und akzeptable Interessen hat (Technik, IT usw.). Keine unsichere sensible Schwuchtel, die klassische Literatur mag und sich die Haare färbt. Meine Mutter hat zumindest versucht, so zu tun, als würde sie sich für mich interessieren, hat aber oft genug bewiesen, dass ihr Interesse nur vorgetäuscht war.
Auch nachdem ich schon mehrere Jahre nicht mehr bei meinen Eltern wohne und mich von ihnen distanziert habe, ist mein Selbstwertgefühl immer noch weitgehend an mein Gewicht und meinen Kalorien-Intake geknüpft. Darin bin ich gut, darüber definiere ich mich. Wenn ich das aufgebe, habe ich nichts mehr.

Hallo erstmal und schön, dass du dich uns hier öffnest und mitteilst. Das ist ein erster wichtiger Schritt.

Ich verstehe jetzt nicht ganz, wie genau deine Essstörung aussieht (vielleicht hast du das selbst auch noch nicht klar für dich). Bei einer Mangelernährung durch zu wenig oder zu einseitiges Essen wird allerdings gern mal das Herz und die Knochen angegriffen. Auch wird das Immunsystem eingeschränkt funktionieren.
Wenn du jetzt schon regelmäßig Kreislaufprobleme hast, lebst du ja auch schon ein eingeschränktes Leben, dir fehlt Kraft und Energie. Es ist dir vielleicht nur zur Gewohnheit geworden.

Ein klassisches Symptom einer Essstörung ist leider auch, dass man sie nicht wahrhaben will. Von daher passt deine Beschreibung ganz gut dazu. Du wirst also nicht die erste Person sein, deren Motivation für die Therapie schwankt, und damit auch nicht jemandem Hilfe wegnehmen.
Besser wäre es sogar, du kümmerst dich eher früher als später, denn je mehr Kraft du für die Therapie hast, desto besser.

Vielleicht kannst du dir dann auch neue Routinen und Kontrollmechanismen aneignen, die dir weniger schaden, aber dir halt geben. Und mittelfristig brauchst du dann hoffentlich weniger Kontrolle allgemein, weil du dich sicherer fühlst.
Ich habe ein wöchentliches Kalorienlimit von 10.000. Also täglich im Durchschnitt ca. 1400. Alle paar Monate habe ich Binge-Phasen, in denen ich mich nicht kontrollieren kann. Und die wechseln sich wieder ab mit Phasen, wo ich eine Zeit lang nur ein paar hundert Kalorien esse.
Ich hatte in den letzten Jahren mehrere Situationen, in denen ich das Gefühl hatte, dass es besser wird, da habe ich teilweise auch weitgehend normal gegessen. Dann ist immer irgendetwas passiert, irgendjemand hat etwas gesagt, das mich komplett zurückgeworfen hat. Wenn mich jemand verletzt, kann ich mich nicht wehren, sondern reagiere mit Nahrungsverweigerung. Natürlich ist das ein absolut ungesundes und unreifes Verhalten von mir. Aber ist ist leichter, als anderen meine Meinung zu sagen, die in ihren Augen eh nichts wert ist. Nicht zu essen bedeutet für mich "Ihr könnt mich nicht kontrollieren und ich brauche euch nicht".
 
J
Benutzer186595  Öfter im Forum
  • #8
Na, das scheint ja, als ob du dein Problem schon ganz gut verstanden hast. Fehlen vielleicht noch alternative Lösungen, mit denen du dir auf Dauer weniger schadest. Aber das kommt sicher auch noch, und dann kannst du vielleicht irgendwann die Kontrolle über das Essen etwas loslassen.
 
ugga
Benutzer172492  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #9
Das was du erlebt hast klingt schwer :knuddel:

Das Erleben beim Essen klingt nach etwas, dass man mit EDMR recht gut bearbeiten und auflösen könnte. Vermutlich auch mit Schematherapie (dem zu Grunde liegen meine eigenen Erfahrungen damit, ich bin Laiin).

Es wäre doch schön, wenn diese Erlebnisse und damit deine Abgrenzung gegenüber deinem Vater dich heute nicht mehr beim Essen kontrollieren könnten.
Ich hoffe das kommt jetzt nicht blöd rüber, aber eigentlich beeinflusst er indirekt immer noch dein Leben, so lange du die Strategie nutzt, die dir als Kind gegen ihn geholfen hat.

Damals war das überlebenswichtig für dich und hat dir geholfen. Du hast dir selbst geholfen. Dafür kannst du dir selbst dankbar und stolz sein 🌷
Heute als Erwachsener tut es dir aber nicht mehr gut. Ich denke du weißt auch ohne mich, dass deine tägliche Kalorienaufnahme ziemlich sicher zu wenig für einen erwachsenen biologischen Mann ist.

Vielleicht könnte Therapie ein Weg für dich sein, komplette Kontrolle über dein eigenes Leben zu bekommen. Ohne dass dein Vater noch diese Rolle in Deinen Reaktionen spielt.
Statt also Kontrolle zu verlieren könntest du mehr Kontrolle erreichen. Und ein glücklicheres Leben vielleicht auch.
 
H
Benutzer210068  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #10
Das was du erlebt hast klingt schwer :knuddel:

Das Erleben beim Essen klingt nach etwas, dass man mit EDMR recht gut bearbeiten und auflösen könnte. Vermutlich auch mit Schematherapie (dem zu Grunde liegen meine eigenen Erfahrungen damit, ich bin Laiin).

Es wäre doch schön, wenn diese Erlebnisse und damit deine Abgrenzung gegenüber deinem Vater dich heute nicht mehr beim Essen kontrollieren könnten.
Ich hoffe das kommt jetzt nicht blöd rüber, aber eigentlich beeinflusst er indirekt immer noch dein Leben, so lange du die Strategie nutzt, die dir als Kind gegen ihn geholfen hat.

Damals war das überlebenswichtig für dich und hat dir geholfen. Du hast dir selbst geholfen. Dafür kannst du dir selbst dankbar und stolz sein 🌷
Heute als Erwachsener tut es dir aber nicht mehr gut. Ich denke du weißt auch ohne mich, dass deine tägliche Kalorienaufnahme ziemlich sicher zu wenig für einen erwachsenen biologischen Mann ist.

Vielleicht könnte Therapie ein Weg für dich sein, komplette Kontrolle über dein eigenes Leben zu bekommen. Ohne dass dein Vater noch diese Rolle in Deinen Reaktionen spielt.
Statt also Kontrolle zu verlieren könntest du mehr Kontrolle erreichen. Und ein glücklicheres Leben vielleicht auch.
Mit diesen Therapieformen kenne ich mich nicht aus. Ich werde mich einmal einlesen. Danke für den Hinweis.

So wie du das beschreibst, habe ich es bisher nicht betrachtet. Ich sehe aber, wie du darauf kommst. Es kingt auch logisch. Leider macht mein Gehirn daraus aber "Wenn du jetzt normal isst, haben die gewonnen." Fragt sich, wer "die" sind und was sie angeblich gewinnen.

Ich habe sehr damit zu kämpfen, Eigenverantwortung zu übernehmen. Unbewusst wollte ich immer gerettet werden. Ich wollte, dass mich jemand sieht und dass mir jemand hilft. Die Realität ist aber, dass man sich nur selbst helfen kann.
Vor ein paar Jahren habe ich mich überwunden und mit meiner Mutter gesprochen. Ich habe ihr gesagt, dass es mir nicht gut geht und ich Hilfe brauche, es aber alleine nicht schaffe, mir Hilfe zu suchen. Sie hat so getan, als hätte dieses Gespräch nie stattgefunden.
Was ich brauchte, war jemand, der mir sagt, dass ich es verdient habe, zu essen. Doch Nahrung, Aufmerksamkeit und Unterstützung sind keine Attribute, die mir zuzustehen scheinen. Es fällt mir schwer, diese Dinge für mich zu beanspruchen, wenn mir alle das Gefühl geben, keinen Anspruch zu haben.

Es kotzt mich gerade selbst an, wie theatralisch ich das alles formuliere. Ich bin irgendwie nicht richtig da im Moment, kann mich nicht anders ausdrücken.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #11
Es kotzt mich gerade selbst an, wie theatralisch ich das alles formuliere. Ich bin irgendwie nicht richtig da im Moment, kann mich nicht anders ausdrücken.
Das, was du schilderst, ist recht normal für viele Menschen, die von Essstörungen betroffen sind.
Wie ugga ugga bereits schrieb: auch wenn es ein schädliches Verhalten ist, so war es in dem Moment als es aufkam eine Möglichkeit für dich, dein Leben irgendwie zu bewältigen. Du schreibst es selbst: Das Essen zu kontrollieren, es nicht anzunehmen und dir selbst vorzuenthalten war der einzige Weg für dich, selbst etwas zu bestimmen. Das ist mit Sicherheit heute anders, aber gerade als Kind oder Teenager können Eltern ihre Macht gut ausspielen. Gute Eltern tun das nicht oder nur wenn es nicht anders geht, aber nicht alle Eltern sind menschlich ausreichend fähig, um dem Kind wirklich beim Aufwachsen beizustehen und wieder andere sind selbst mit ihren eigenen Belastungen überfordert oder glauben, sie würden ihren Kindern damit etwas gutes tun und sie aufs Leben besser vorbereiten.
Bei dir ist der Rettungsgedanke da, dahinter steht in denn meisten Fällen einer oder mehrere der folgenden Gedanken „Ich bin jemandem wichtig, man sorgt sich um mich“, „jemand sieht, wie ich leide und versucht, mich zu verstehen“, „ich bin für jemand anderes so wertvoll, dass diese Person mich retten möchte“, „ich werde gesehen und als Person wahrgenommen, man kümmert sich um mich“. Deswegen ist es bei Essstörungen in einigen Fällen so, dass die erkrankte Person sich teilweise noch weiter hineinbegibt, um diesen Zustand von anderen aufrechtzuerhalten oder zu verstärken, sobald Hilfe, Mitleid oder Besorgnis von anderen kommt. Deswegen der Hinweis an dich: Du siehst, du wirst hier gehört. Man versteht deine Situation, man verurteilt dich nicht. Man will dir als Mensch helfen — nicht, weil du nicht isst, nicht, weil du schlank bist, sondern weil man in diesem Forum gegenseitig versucht, sich zu helfen und zu unterstützen.
Und jetzt kommt der schwierige Teil: Du bemerkst, dass du „die“ nicht gewinnen lassen möchtest. Du bindest dein Ernährungsverhalten an die von dir gefühlt einzige Chance, Liebe und Anerkennung zu erhalten. Das zeigt, dass sich deine gefühlte Realität bereits ziemlich verschoben hat. Das kann wieder verändert werden, mit Zeit und gegebenenfalls therapeutischer Begleitung, aber das Loch, dass die fehlende Zärtlichkeit deiner Eltern dir gegenüber hinterlassen haben, das wird sich nicht von alleine schließen. Und um das geht es: lass dich nicht von „denen“ kaputtmachen, die dich — warum auch immer — so behandelt haben, dass du dich selbst misshandelst. Jemandem Essen vorzuenthalten, ist zurecht eine Foltermethode und du überführst damit deine Gefühle in eine sichtbare Form. Das hilft dir aber an dieser Stelle nicht weiter, denn das, was du willst, bekommst du nicht dadurch, dass du auch noch schlecht zu dir selbst bist. Du hilfst dir dadurch nicht. Von daher würde ich dir nahelegen, neue Wege zu finden, für dich selbst einzustehen. Du bist es wert, zu leben. Du bist es wert, geliebt zu werden und auch lieben zu dürfen. Lasse dir das nicht wegnehmen. Kämpfe darum. Du kannst dich offensichtlich zu schwierigen Dingen bewegen, von daher hast du alles an Ressourcen zusammen, die du brauchst, um zu kämpfen und auch um zu gewinnen. Kämpfe um dein Leben. Kämpfe darum, dass du es als lebenswert erachtest und bringe dich in die Verfassung, dass du auch ein gutes Leben führen kannst. Einen ersten Schritt hast du mit deiner Öffnung hier getan. Der nächste Schritt wäre, dass du dich einem Arzt/einer Ärztin anvertraust. Vielleicht nicht dem Hausarzt deiner Eltern, aber jemandem aus einer Praxis, die du selbst auswählst.
Denn das ist auch klar: Mittlerweile hast du die Kontrolle darüber, ob du dich befreist oder nicht. Das wird nicht einfach sein, denn man selbst kann für sich der schlimmste Folterknecht sein und Zwangserkrankungen sind tückisch, da sie in eigenem Kopf stecken, aber das bedeutet auch, dass du das gegebenenfalls mit Hilfe von außen hinter dir lassen und dich selbst befreien kannst und oftmals lernt man auch während einer Therapie Menschen kennen, die einen so annehmen, wie man ist. Du bist mehr als deine Essstörung.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #12
Ich wiederhole nur bereits gesagtes, aber manchmal hilft es das immer selbe von verschiedenen Menschen zu hören/zu lesen:
Du hast großen Mist erlebt. Auf diesen Mist, diese Ungerechtigkeit, hat deine Seele völlig verständlich reagiert, indem sie nach einer Lösung (in diesem Fall Kontrolle und Erfolge durch Essverhalten) gesucht hat. Leider ist diese Lösung für dich nicht gesund, es du ja mittlerweile auch gemerkt hast.
Du hast jedes Recht dieses Problem durch Therapie und Arztbesuche wieder zu fixen. Du musst nicht warten, bis du krepierst um Hilfe in Anspruch nehmen zu dürfen, weil du keine Ressourcen binden willst. Im Gegenteil! Für das Gesundheitswesen ist es viel besser, wenn Menschen frühzeitig Hilfe suchen, dann "verbrauchen" sie viel weniger Ressourcen. Aktuell brauchst du vielleicht nur eine ambulante Therapie. Wenn du lange so weiter machst, dann landest du irgendwann stationär. Das ist viel problematischer - für dich persönlich, wie auch für's System! Außerdem ist es bei Essstörungen immer gut möglichst früh zu intervenieren, dann sind die Heilungschancen am größten. Außerdem darf man auch man egoistisch sein. Du bist nicht Schuld am Ressourcenmangel im Gesundheitswesen. Du nimmst niemanden etwas weg, was systemisch nicht zur Verfügung gestellt wird. Wir reden hier ja nicht von Trinkwasser in der Wüste.

Nein, du bist keine Belastung für das Gesundheitswesen. Ja, du hast alles Recht der Welt Hilfe zu bekommen. Nein, du bist nicht schwach wenn du dir Hilfe suchst. Du bist stark ein Problem zu erkennen und es anzugehen! Du kannst stolz darauf sein. Du hast schlimmes erlebt, da ist es okay nicht locker flockig durchs Leben zu hüpfen. Deine Seele ist in Richtung Essstörung abgerutscht, andere bekommen eine Angststörung oder werden depressiv. Das sind alles normale Reaktionen auf eine hochgradige Belastung.
 
H
Benutzer210068  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #13
Das, was du schilderst, ist recht normal für viele Menschen, die von Essstörungen betroffen sind.
Wie ugga ugga bereits schrieb: auch wenn es ein schädliches Verhalten ist, so war es in dem Moment als es aufkam eine Möglichkeit für dich, dein Leben irgendwie zu bewältigen. Du schreibst es selbst: Das Essen zu kontrollieren, es nicht anzunehmen und dir selbst vorzuenthalten war der einzige Weg für dich, selbst etwas zu bestimmen. Das ist mit Sicherheit heute anders, aber gerade als Kind oder Teenager können Eltern ihre Macht gut ausspielen. Gute Eltern tun das nicht oder nur wenn es nicht anders geht, aber nicht alle Eltern sind menschlich ausreichend fähig, um dem Kind wirklich beim Aufwachsen beizustehen und wieder andere sind selbst mit ihren eigenen Belastungen überfordert oder glauben, sie würden ihren Kindern damit etwas gutes tun und sie aufs Leben besser vorbereiten.
Bei dir ist der Rettungsgedanke da, dahinter steht in denn meisten Fällen einer oder mehrere der folgenden Gedanken „Ich bin jemandem wichtig, man sorgt sich um mich“, „jemand sieht, wie ich leide und versucht, mich zu verstehen“, „ich bin für jemand anderes so wertvoll, dass diese Person mich retten möchte“, „ich werde gesehen und als Person wahrgenommen, man kümmert sich um mich“. Deswegen ist es bei Essstörungen in einigen Fällen so, dass die erkrankte Person sich teilweise noch weiter hineinbegibt, um diesen Zustand von anderen aufrechtzuerhalten oder zu verstärken, sobald Hilfe, Mitleid oder Besorgnis von anderen kommt. Deswegen der Hinweis an dich: Du siehst, du wirst hier gehört. Man versteht deine Situation, man verurteilt dich nicht. Man will dir als Mensch helfen — nicht, weil du nicht isst, nicht, weil du schlank bist, sondern weil man in diesem Forum gegenseitig versucht, sich zu helfen und zu unterstützen.
Und jetzt kommt der schwierige Teil: Du bemerkst, dass du „die“ nicht gewinnen lassen möchtest. Du bindest dein Ernährungsverhalten an die von dir gefühlt einzige Chance, Liebe und Anerkennung zu erhalten. Das zeigt, dass sich deine gefühlte Realität bereits ziemlich verschoben hat. Das kann wieder verändert werden, mit Zeit und gegebenenfalls therapeutischer Begleitung, aber das Loch, dass die fehlende Zärtlichkeit deiner Eltern dir gegenüber hinterlassen haben, das wird sich nicht von alleine schließen. Und um das geht es: lass dich nicht von „denen“ kaputtmachen, die dich — warum auch immer — so behandelt haben, dass du dich selbst misshandelst. Jemandem Essen vorzuenthalten, ist zurecht eine Foltermethode und du überführst damit deine Gefühle in eine sichtbare Form. Das hilft dir aber an dieser Stelle nicht weiter, denn das, was du willst, bekommst du nicht dadurch, dass du auch noch schlecht zu dir selbst bist. Du hilfst dir dadurch nicht. Von daher würde ich dir nahelegen, neue Wege zu finden, für dich selbst einzustehen. Du bist es wert, zu leben. Du bist es wert, geliebt zu werden und auch lieben zu dürfen. Lasse dir das nicht wegnehmen. Kämpfe darum. Du kannst dich offensichtlich zu schwierigen Dingen bewegen, von daher hast du alles an Ressourcen zusammen, die du brauchst, um zu kämpfen und auch um zu gewinnen. Kämpfe um dein Leben. Kämpfe darum, dass du es als lebenswert erachtest und bringe dich in die Verfassung, dass du auch ein gutes Leben führen kannst. Einen ersten Schritt hast du mit deiner Öffnung hier getan. Der nächste Schritt wäre, dass du dich einem Arzt/einer Ärztin anvertraust. Vielleicht nicht dem Hausarzt deiner Eltern, aber jemandem aus einer Praxis, die du selbst auswählst.
Denn das ist auch klar: Mittlerweile hast du die Kontrolle darüber, ob du dich befreist oder nicht. Das wird nicht einfach sein, denn man selbst kann für sich der schlimmste Folterknecht sein und Zwangserkrankungen sind tückisch, da sie in eigenem Kopf stecken, aber das bedeutet auch, dass du das gegebenenfalls mit Hilfe von außen hinter dir lassen und dich selbst befreien kannst und oftmals lernt man auch während einer Therapie Menschen kennen, die einen so annehmen, wie man ist. Du bist mehr als deine Essstörung.

Ich wiederhole nur bereits gesagtes, aber manchmal hilft es das immer selbe von verschiedenen Menschen zu hören/zu lesen:
Du hast großen Mist erlebt. Auf diesen Mist, diese Ungerechtigkeit, hat deine Seele völlig verständlich reagiert, indem sie nach einer Lösung (in diesem Fall Kontrolle und Erfolge durch Essverhalten) gesucht hat. Leider ist diese Lösung für dich nicht gesund, es du ja mittlerweile auch gemerkt hast.
Du hast jedes Recht dieses Problem durch Therapie und Arztbesuche wieder zu fixen. Du musst nicht warten, bis du krepierst um Hilfe in Anspruch nehmen zu dürfen, weil du keine Ressourcen binden willst. Im Gegenteil! Für das Gesundheitswesen ist es viel besser, wenn Menschen frühzeitig Hilfe suchen, dann "verbrauchen" sie viel weniger Ressourcen. Aktuell brauchst du vielleicht nur eine ambulante Therapie. Wenn du lange so weiter machst, dann landest du irgendwann stationär. Das ist viel problematischer - für dich persönlich, wie auch für's System! Außerdem ist es bei Essstörungen immer gut möglichst früh zu intervenieren, dann sind die Heilungschancen am größten. Außerdem darf man auch man egoistisch sein. Du bist nicht Schuld am Ressourcenmangel im Gesundheitswesen. Du nimmst niemanden etwas weg, was systemisch nicht zur Verfügung gestellt wird. Wir reden hier ja nicht von Trinkwasser in der Wüste.

Nein, du bist keine Belastung für das Gesundheitswesen. Ja, du hast alles Recht der Welt Hilfe zu bekommen. Nein, du bist nicht schwach wenn du dir Hilfe suchst. Du bist stark ein Problem zu erkennen und es anzugehen! Du kannst stolz darauf sein. Du hast schlimmes erlebt, da ist es okay nicht locker flockig durchs Leben zu hüpfen. Deine Seele ist in Richtung Essstörung abgerutscht, andere bekommen eine Angststörung oder werden depressiv. Das sind alles normale Reaktionen auf eine hochgradige Belastung.
Ich freue mich über diese verständnisvollen und einfühlsamen Rückmeldungen, aber sie überfordern mich auch. Normalerweise wird mir gesagt, ich solle nicht so dramatisch und selbstbezogen sein.
Ich würde gerne mehr auf das Geschriebene eingehen, finde es aber sehr schwer, Gedanken zu fassen und zu formulieren. Ich würde es auf Konzentrationsschwierigkeiten aufgrund von Mangelernährung schieben, aber wahrscheinlich ist es ein allgemeiner Mangel an Eloquenz. Das ist auch so ein Ding: solange es mir körperlich nicht gut geht, habe ich immer eine Ausrede, warum ich bestimmte Dinge nicht gut hinbekomme. Wäre ich normalgewichtig und würde genug essen, müsste ich mir eingestehen, dass ich auch im körperlichen Optimalzustand nicht intelligenter oder eloquenter wäre.
Eure Erklärungen, warum ich tue, was ich tue, und warum ich jetzt andere Bewältigungsstrategien finden muss, ergeben viel Sinn und sie geben mir zu denken.
Ich wünschte einfach, ich könnte mich jemandem anvertrauen. Jemandem aus meinem Freundeskreis oder meiner Familie. Aber ich weiß, dass es mich extrem zurückwerfen würde, wenn die Reaktion ähnlich ausfallen würde wie damals bei meiner Mutter. Das Risiko ist zu groß.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #14
Das ist auch so ein Ding: solange es mir körperlich nicht gut geht, habe ich immer eine Ausrede, warum ich bestimmte Dinge nicht gut hinbekomme.
Es ist völlig normal, dass man nicht alles immer hinbekommt. Leben ist nicht einfach. Erwachsen werden ist nicht einfach. Erwachsen werden mit einem Elternhaus wie deinem ist wirklich schwer. Das sind alles Dinge, bei denen es absolut normal ist, dass auch Hilfe von außen benötigt wird. „Normalerweise“ hättest du diese Hilfe frühzeitig von deinen Eltern oder auch von Lehrkräften bekommen. Das hast du leider nicht und das macht es noch schwerer. Du bist in dieser Situation aber nicht komplett allein. Wie dir geht es auch anderen und vor allem: Es gibt gute Behandlungsmöglichkeiten. Das heißt, man kann dir auch sehr gut helfen, sobald du es zulässt und wenn du aktiv mitarbeitest, dann hilfst du dir sogar auch selbst und du wirst merken, du bist nicht allein.


Ich wünschte einfach, ich könnte mich jemandem anvertrauen. Jemandem aus meinem Freundeskreis oder meiner Familie. Aber ich weiß, dass es mich extrem zurückwerfen würde, wenn die Reaktion ähnlich ausfallen würde wie damals bei meiner Mutter. Das Risiko ist zu groß.
Ich verstehe den Wunsch und die Angst. Suche deswegen am besten nach jemand externen. Du kannst deinen Text von hier auch ausdrucken und einer guten hausärztlichen Praxis auch mitbringen. Auf Jameda würde ich vorher ein bisschen nach Praxen schauen, bei denen erwähnt wird, dass der Arzt/die Ärztin einfühlsam ist.
 
Daylight
Benutzer15352  Beiträge füllen Bücher
  • #15
Was ich brauchte, war jemand, der mir sagt, dass ich es verdient habe, zu essen. Doch Nahrung, Aufmerksamkeit und Unterstützung sind keine Attribute, die mir zuzustehen scheinen. Es fällt mir schwer, diese Dinge für mich zu beanspruchen, wenn mir alle das Gefühl geben, keinen Anspruch zu haben.
Ich finde es stark, wie reflektiert und differenziert du das trotz deines jungen Alters schon sehen kannst. Bei mir hat das sehr viel länger gedauert, aber genau das, was du beschreibst, habe ich dann auch verstanden. Denn genauso war es: Mein Hausarzt, ein sehr empathischer und zugewandter Mann, sagte der 18-jährigen Daylight damals, dass sie essen dürfe, am besten Schokolade. Mehr war es gar nicht, einfach nur ein paar liebe Worte, Aufmerksamkeit und die „Erlaubnis“. Und von einem auf den anderen Tag war meine Essstörung Geschichte. Ich wünsche dir sehr, dass du auch so jemanden hast, der dir das sagen kann und dir zeigt, dass du wichtig bist.
 
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LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #16
Es gibt Beratungsstellen für Lebenskrisen (AWO, Pro Familie, Diakonie und Caritas). Dort bekommst du keine Therapie, aber eine:n kompetente:n Gesprächsparter:in, die geschult sind Probleme erstmal zu moderieren. Vielleicht hilft es dir dich innerlich erstmal mit meinem Profi zu sortieren, bevor wir überhaupt von Therapie reden? Das ganze ist übrigens kostenfrei und ggfs auch anonym. Die Krankenkasse erfährt davon nichts. Mir hat das schon zweimal in meinem Leben wirklich SEHR geholfen. Oft sind das "nur" Sozialarbeiter, die Beratungsgespräche angenehm führen können.
 
W
Benutzer180521  Verbringt hier viel Zeit
  • #17
Ich wünschte einfach, ich könnte mich jemandem anvertrauen. Jemandem aus meinem Freundeskreis oder meiner Familie. Aber ich weiß, dass es mich extrem zurückwerfen würde, wenn die Reaktion ähnlich ausfallen würde wie damals bei meiner Mutter. Das Risiko ist zu groß.
Das kann ich gut nachvollziehen. Es ist sehr traurig, dass dein Mut damals nicht belohnt wurde, sondern komplett niedergeschmettert. Ich hoffe sehr für dich, dass die nächste- und alle nachfolgenden - Begegnung deutlich empathischer und hilfreicher wird, wie du es verdient hast. Bis dahin würde es dir vielleicht helfen, Tagebuch zu schreiben? Mir fiel es früher deutlich schwerer, über meine psychischen Probleme zu sprechen, aus anderen Gründen als bei dir. Wenn ich dann nicht wusste, an wen ich mich wenden soll, aber so viel auf der Seele hatte, was irgendwie verarbeitet werden musste, hat mich das Schreiben sehr darin unterstützt, in das Gedankenchaos etwas Ordnung zu bringen und mich von der Schwere der Gefühle zu erleichtern. Da du viel reflektierst, kann ich mir vorstellen, dass dir das für Erste ein wenig Entlastung bringen könnte.
Irgendwann schaffst du vielleicht auch den Schritt, dich an jemand anderen zu wenden, der dir helfen kann - ob Vertraute oder professionelle Unterstützung. Den ersten Schritt hast du ja schon gemacht, in dem du dich ans Forum Planet Liebe gewandt hast. Das war mutig!
Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um die Rückmeldungen von hier und deine eigenen Gedanken zu verarbeiten.

Und das möchte ich dir noch hierlassen:
Ich finde nicht, dass du selbstbezogen und überdramatisch bist. Wenn dir das jemand sagt, dann ist das die Ansicht der Person. Das bedeutet nicht, dass das die Wahrheit ist. Du hast Aufmerksamkeit und Zuwendung verdient!
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #18
Ich würde es auf Konzentrationsschwierigkeiten aufgrund von Mangelernährung schieben, aber wahrscheinlich ist es ein allgemeiner Mangel an Eloquenz. Das ist auch so ein Ding: solange es mir körperlich nicht gut geht, habe ich immer eine Ausrede, warum ich bestimmte Dinge nicht gut hinbekomme. Wäre ich normalgewichtig und würde genug essen, müsste ich mir eingestehen, dass ich auch im körperlichen Optimalzustand nicht intelligenter oder eloquenter wäre.
Solche psychischen Zusammenhänge sind ja auch oft sehr komplex, und gar nicht mal so offensichtlich oder leicht in Worte zu fassen. Wenn du einen Eindruck auf mich definitiv nicht machst, dann den unreflektiert, unintelligent oder unfähig zu sein dich in Worte zu fassen. Ich finde, du machst das schon sehr gut so.

Und manchmal müssen Dinge auch erstmal auf einen einwirken, und sich dort langsam entfalten. Es ist völlig okay, Dinge erstmal zur Kenntnis zu nehmen, sich über den Input zu freuen, ohne gleich eine fertige Antwort darauf zu haben.

Ich wünschte einfach, ich könnte mich jemandem anvertrauen. Jemandem aus meinem Freundeskreis oder meiner Familie. Aber ich weiß, dass es mich extrem zurückwerfen würde, wenn die Reaktion ähnlich ausfallen würde wie damals bei meiner Mutter. Das Risiko ist zu groß.
Dein Elternhaus klingt ziemlich scheiße, ehrlich gesagt. Vielleicht urteile ich vorschnell, ich weiß ja nur wenig, aber das was ich weiß deutet darauf hin dass sie dich ziemlich mies behandelt haben. Und offenbar auch niemand da war, der dich in Schutz genommen hat. Korrigier mich bitte wenn ich falsch liege.

An der Stelle würde ich nicht auf Akzeptanz hoffen. Aber du bist auch nicht drauf angewiesen. Ich weiß, dass das für viele Menschen mit sehr schwierigem Elternhaus ein großes Thema ist, sich von dem Wunsch nach Anerkennung gerade dieser Menschen zu lösen die so fürchterlich zu ihnen sind, kann aber leider nicht sagen was da besonders gut hilft. Aber wünsche dir dass du diese Wege findest.

Und der Freundeskreis... ist der deutlich anders als deine Familie?

Bei dir klingt an, dass es unter anderem darum zu gehen scheint, dass deine sexuelle Orientierung, deine Geschlechtsidentität, deine Geschlechtsrepräsentation o.ä. nicht den Erwartungen entsprechen (du musst dazu nichts weiter ausführen wenn du nicht magst, es tut auch vermutlich für das Problem der Essstörung erstmal nichts zur Sache; es ist aber ein Thema wo ich persönlich gut den Struggle nachfühlen kann). Da ist meine Erfahrung: suche nicht nach Akzeptanz bei Menschen, die per se dem Themenkomplex ablehnend gegenüber stehen. Da kannst du nicht gewinnen, da kannst du höchstens irgendwie sowas wie Toleranz um den Preis von Selbstverleugnung finden. Wenn du es nicht schon getan hast, würde ich dir sehr empfehlen, dich in der queeren Community umzuschauen, Kontakte aufzubauen. Da gibt es sowohl online als auch offline einige Möglichkeiten. Und sei es nur, sich erstmal die Ansichten, Erfahrungen und Lebenswege anderer Menschen anzuschauen, zu lesen, sie zu verfolgen (gut möglich, dass du das auch bereits getan hast). Und du kannst dir ein soziales Umfeld aufbauen aus Menschen, die dich akzeptieren und unterstützen. Du musst es nicht bei Menschen erhoffen, die in der Vergangenheit bereits gezeigt haben, dass sie dazu nicht bereit sind.
 
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