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Mein Vater - ich weiß nichts über ihn

Funksoulbrother
Benutzer58558  Meistens hier zu finden
  • #1
Hallo!

Mein Vater ist für mich nur ein Name auf meiner Geburtsurkunde.

Ich habe ihn ein einziges Mal mit vielleicht 8 Jahren gesehen. Da wurde er mir noch nicht einmal als mein Vater vorgestellt. Das habe ich erst im Anschluss erfahren. Danach habe ich ihn nie wieder gesehen und kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Er war vor meiner Geburt schon von meiner Mutter getrennt.

Ich weiß nicht, wo er lebt, ob er überhaupt noch lebt.

Meine - seit Dezember 2019 verstorbene - Mutter wusste über ihn nur, dass er später geheiratet und sich wieder getrennt hat. Ich habe eine mir unbekannte Halbschwester. (Vielleicht noch weitere Halbgeschwister, was aber reine Spekulation ist.)

Mehr weiß ich nicht.

Er ist mir völlig egal. Ich will von ihm nichts wissen.

Bisher blickte ich immer in verwunderte Gesichter, wenn ich sagte, dass ich von meinem Vater nichts wissen will, dass mich meine väterlichen Abkunft oder Herkunft überhaupt nicht interessiert, dass ich meine Halbschwester auch überhaupt nicht kennenlernen will.

Ist das wirklich so seltsam, wie mir das von anderen Leuten gespiegelt wird?

Ich meine, er ist für mich so fremd wie jeder Typ, an dem ich jeden Tag auf der Straße vorbeigehe.

Wenn überhaupt, repräsentiert er für mich etwas, was ich unangenehm finde: meine Heredität. Ich stamme aus sehr engen Verhältnissen, gerade intellektuell und emotional. Meine Mutter war ein zutiefst problembeladener Mensch. Mein Vater mutmaßlich auch.

Für mich ist meine Herkunft eine Last.

Ist es da nicht nachvollziehbar, dass ich überhaupt kein Interesse an meinem Vater habe?

Mich stresst es manchmal, wenn sich Leute (eher) verständnislos gegenüber meiner diesbezüglichen Haltung zeigen.

Seit 45 Jahren ist dieser Mann für mich nichts, höchstens eine Leerstelle. Die er auch bleiben soll. Seine einzige Bedeutung für mich hat er dadurch, dass ich aus einem seiner Spermien hervorgegangen bin. Diesem Spermium verdanke ich objektiv mehr als ihm.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #2
Es ist dein gutes Recht, so zu empfinden. Deine Gefühle, deine Entscheidung, wen oder was du in deine Nähe lassen willst. Es ist vollkommen okay, dass du ihn nicht kennenlernen willst und auch keinen Kontakt zu seiner Tochter haben willst. Das weißt du aber auch.

Die Frage ist, warum dich die Reaktionen anderer Menschen so beschäftigen. Jeder Mensch legt Maßstäbe aus eigenen Erfahrungen an und die meisten Menschen wollen nunmal etwas über ihre Herkunft erfahren, wollen ihre Wurzeln kennen und auch die Familienmitglieder, zu denen sie ein problematisches Verhältnis haben - sei es, um trotzdem Gemeinsamkeiten zu finden oder um sich abzugrenzen. Dass jemand, dem das ein tiefes Bedürfnis ist, erst einmal irritiert ist, dass du einen konträren Umgang mit deiner Herkunft pflegst, ist logisch. Wünschenswert wäre natürlich, man würde vielleicht nicht nachhaken oder wenn, dann gleich sagen, dass deine Entscheidung für dich okay ist, aber es glaubt ja eh (fast) jeder Mensch, dass sein Weg der "richtigere" ist, also werden die meisten wohl im 1-zu-1-Gespräch nicht dazu in der Lage sein, sich da zu reflektieren und objektiv zu urteilen.

Dir sollte nur klar sein, dass du niemandem eine Rechenschaft schuldig bist, du musst nicht einmal die grundlegenden Informationen geben und wenn du das aber möchtest, darfst du trotzdem sagen: "Du, das ist mein Umgang und der ist okay so und ich möchte gar nicht darüber diskutieren." Du musst nicht für andere der Erklärbar für deine Gefühle sein.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #3
Ist es da nicht nachvollziehbar, dass ich überhaupt kein Interesse an meinem Vater habe?
Doch, absolut. Damit ich Interesse an Menschen habe müssen sie mir sympathisch sein, ansonsten sind sie mir völlig egal - auch wenn eine Verwandtschaft besteht. Mehr als oberflächliche Höflichkeit bei Kontakt kann man da nicht erwarten, der liegt bei Dir nichtmal vor - für mich handelst Du völlig logisch.

Aber gleich wie Du handelst - Deine Entscheidung, da bist Du niemandem ne Erklärung für schuldig.
 
Zauberschnitte
Benutzer189381  Sehr bekannt hier
  • #4
Ich kenne meinen leiblichen Vater auch nicht.

Er hat irgendwann nochmal geheiratet und einige weitere Kinder gezeugt.

Mein Vater ist mir auch egal.

Und seit ich selbst ein Kind habe, noch viel mehr.

Denn als Mutter ist es mir völlig schleierhaft wie man ein Kind in die Welt setzt und sich einfach aus dem Staub macht.

Und wenn jemals ein blöder Kommentar aus dem Umfeld kam, hab ich auch genau das gesagt. Und schon war das Thema gegessen.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #5
Ich bin nicht in der Situation, und finde es daher eher milde interessant, wie andere emotional damit umgehen. Wie du es handhabst ist sicher eher nicht die Art die landläufig kolportiert wird, aber mir käme auch gar nicht in den Sinn etwas daran komisch zu finden. Das ist dein Umgang, und ich finde deine Erklärung dafür plausibel. Auch wenn es natürlich auch dann 100% okay wäre, könnte ich deine Erklärung nicht nachvollziehen.

Das einzige was ich mich beim Lesen gefragt habe ist, wie das mit Unterhalt war. Auch beim Studium. Andererseits kann ich mir auch gute Gründe denken warum du drauf verzichtet haben könntest.

Allerdings fällt mir zu dem Stichwort ein, dass ich eine Person in meinem Umfeld habe, bei der es ähnlich ist. Die hat dann allerdings nach dem Abi Unterhalt verlangt (war auch ein relativ gut verdienender Vater). Da kam dann kurzfristig die Idee auf, wieder Kontakt zu haben, es wurden sogar recht große Pläne geschmiedet. Wobei sich dann auch recht schnell zeigte, dass er es nicht so ernst meinte, und dann hat sie seine Rolle in ihrem Leben schnell wieder auf dem Kontoauszug begrenzt. Das einzige andere Mal dass ich sie von ihrem Vater reden hörte war zur Hochzeit, wo der Gedanke ihn einzuladen kurz kam aber zügig wieder verworfen wurde.

Da kam mir auch zu keiner Sekunde in den Sinn, ihren Umgang mit dem Thema zu hinterfragen oder merkwürdig zu finden.
 
Funksoulbrother
Benutzer58558  Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #6
Das einzige was ich mich beim Lesen gefragt habe ist, wie das mit Unterhalt war.
Meine Mutter hat nach ihrer Aussage für mich Unterhalt bekommen, soweit ich weiß. Sie selbst war auch nie scharf drauf, dass ich Kontakt zu meinem Vater hatte. Und sie selbst hatte wohl auch keinen mehr mit ihm. Im Gegensatz zu mir hatte sie wohl zumindest noch Kontaktdaten. Ich wollte zudem auch nie etwas von ihm wissen. Ich habe auch nie Fragen nach ihm gestellt.
 
Zuletzt bearbeitet:
S
Benutzer188774  Meistens hier zu finden
  • #7
Ich kenne meinen biologischen Vater nicht so wirklich. Zuletzt als 12-Jährige gesehen, aber die Jahre 2 bis 12 war er auch nur wenig präsent. Damals hing ich aber sehr an ihm bzw. habe gelitten, dass er sich nicht kümmerte und den Kontakt nicht wollte. Meine Mutter erzählte mir mal, als ich schon erwachsen war, dass er den Kontakt zu mir schon Jahre vorher, bevor es wirklich passierte, aktiv abbrechen wollte. Also, es ist nun nicht genau die gleiche Ausgangslage wie bei Dir, aber ich habe auch keine Gefühle mehr für ihn (nicht mal negative) und das schon sehr sehr lange. Würde er morgen tot umkippen, wäre es mir wirklich egal. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Menschen dieses Nichtvorhandensein von Gefühlen nicht nachvollziehen können.

Da er und seine Frau, die ich als Kleinkind noch kennenlernte, bei Facebook sind, schaue ich da alle Jubeljahre mal rein, ob er noch lebt. Gibt Menschen, die mir nur deshalb unterstellen, mir würde doch noch an ihm liegen und ich solle ihn doch mal kontaktieren, bevor er wirklich tot ist. Ich habe aber dieses Bedürfnis einfach nicht. Ich habe da sehr genau hingeschaut, aber da ist nichts 🤷‍♀️ Wenn ich bei FB schaue, bin ich höchstens irritiert. Offenbar lebt er vegan und mega sozial eingestellt, dem liegt alles am Herzen, von der kleinen Krabbe im weiten Meer über Wohnungslose in der Stadt hin zur Rettung von Fledermäusen sonst wo (lange Liste). Also kann man alles machen, aber wie das dazu passt, sein eigenes Kind im Stich zu lassen, kann ich halt auch nicht nachvollziehen.

Letztendlich muss man halt seinen eigenen Weg finden, damit umzugehen. Und andere Menschen sollten dies auch akzeptieren und nicht immer wieder hinterfragen.
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #8
Ich denke nicht, dass man sich für den eigenen Umgang mit der eigenen Geschichte im Jetzt ernstlich vor jemanden rechtfertigen sollte. Es ist nunmal immer so, dass viele überzeugt sind, den einen wahren Weg der Weisheit gefunden zu haben und andere müssten das auch so machen, sonst sind wahlweise nicht authentisch, glücklich, zufrieden, friedlich was auch immer.

Ich hab selbst auch einige Wege aufgrund von Empfindungen, die eben nicht "der Norm" entsprechen - und ich würde nie denken, wenn alle das so machen, geht es ihnen besser.

Das wichtigste ist denke ich zu sich SELBST ehrlich zu sein - wie empfinde ich dazu, was will ich FÜR MICH wirklich. Halte ich mich für "falsch gepolt" weil andere das so sehen, oder zweifle ich selbst an meiner Haltung, weil sie nicht ganz eindeutig ist.
Ich finde das ehrlich gesagt für mich manchmal echt schwer, was ist ICH und was ist von außen gezeigt und eingewachsen als "sollte so sein".

So lange es dir mit deinem gewählten Weg gut geht, ist doch völlig egal, ob es andern auch so gehen würde. Aber man muss sich auch zugestehen, dass "gut gehen" sich verändern kann, Bedürfnisse können sich ändern.

Ich dachte früher immer, ich entscheide, wie und wer ich sein möchte, arbeite darauf hin dann ist das erledigt. Dass ICH mich verändere und das auch in Ordnung ist, musste ich erst lernen - und ich habs noch immer nicht ganz akzeptiert
Off-Topic:
Akzeptanz eigener Inkonsistenz als emotionaler Kontrollfreak ist keine so einfache Übung


Also zu den Fragen - ja für die meisten ist es merkwürdig, wenn man keinen "Zug" zu biologischen Eltern fühlt und keine Bedürfnisse nach ihnen hat. Aber das sollte keinen Einfluss auf dein Wohlfühlen haben. Und es heißt nicht, dass das was die meisten als eine Norm annehmen, auch zwingend das beste, gesündeste, sinnvollste für alle ist.
 
Anna1309
Benutzer166007  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • #9
Ist das wirklich so seltsam, wie mir das von anderen Leuten gespiegelt wird?
Nein, ist es nicht.

Ich glaube viele Menschen empfinden Familie als eine Art moralische Verpflichtung und meinen, dass es wichtig wäre, eine gute Beziehung zu ihr zu haben.

Aber das ist Unsinn. Manchmal passt man nicht zu seinen Eltern und umgekehrt. Das zu erkennen und sich nicht an dysfunktionslen Beziehungen abzuarbeiten, ist schon sehr viel wert und trägt um einiges mehr zu deinem Lebensglück bei als an irgendwelchen Fantasien festzuhalten.
 
M
Benutzer200985  Öfter im Forum
  • #10
Ich könnte es mir für mich nicht vorstellen. Ich wäre zu neugierig und hätte immer das Gefühl, dass da was fehlt. Also ich würde ihn zumindest kennenlernen wollen. Sag ich zumindest jetzt, wie man wirklich agieren würde, weiß man erst, wenn man mal in der Situation war.
Ändert aber nichts daran, dass jeder da seinen eigenen Weg finden muss und du dich für nichts rechtfertigen solltest. Dein Leben, deine Entscheidung.
 
K
Benutzer188960  Öfter im Forum
  • #11
Es sollte Dich nicht kümmern, was andere von Deiner Einstellung halten. Dein Leben, Deine Entscheidungen.
Aber es gibt ja auch immer 2 Seiten der Geschichte, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Aber wenn Du diese nicht wissen möchtest, ist es auch fein.
 
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